Was ist das HIS? Das Hinweis- und Informationssystem der Versicherungen im Detail erklärt

Das Hinweis- und Informationssystem der deutschen Versicherungswirtschaft, kurz HIS, ist ein zentraler Baustein der Versicherungsbranche in Deutschland. Es handelt sich dabei um eine Datenbank, die Versicherungen dabei hilft, betrugsverdächtige Fälle frühzeitig zu erkennen und Schäden besser zu bewerten. Für Verbraucher stellt sich die Frage, wie das HIS funktioniert, welche Daten darin gespeichert werden und welche Auswirkungen das System auf den Versicherungsalltag hat. In diesem Artikel erklären wir umfassend, was das HIS ist, wie es genutzt wird und was Versicherungsnehmer über dieses System wissen sollten.

Wie funktioniert das HIS?

Das Hinweis- und Informationssystem (HIS) ist eine zentrale Datenbank, die von der GDV Dienstleistungs-GmbH, einer Tochtergesellschaft des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), betrieben wird. Das System dient dazu, Versicherungsunternehmen Hinweise zu liefern, wenn es um potenziell risikobehaftete oder verdächtige Versicherungsfälle geht.

In der Praxis bedeutet dies, dass Versicherungen bestimmte Daten von Versicherungsnehmern oder Schadensmeldungen an das HIS übermitteln können, wenn sie der Meinung sind, dass der Fall einer näheren Überprüfung bedarf. Die gemeldeten Informationen werden dann zentral gespeichert und können von anderen Versicherern eingesehen werden, wenn ein neues Versicherungsverhältnis entsteht oder ein Schaden gemeldet wird. So hilft das HIS, Betrugsfälle schneller zu erkennen und zu verhindern.

Warum gibt es das HIS?

Das HIS wurde ins Leben gerufen, um Versicherungsbetrug zu bekämpfen und die Versicherer vor finanziellen Verlusten zu schützen. Schätzungen zufolge entstehen der Versicherungsbranche jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe durch betrügerische Handlungen. Dazu zählen unter anderem:

• Fingierte Unfälle: Bei einem sogenannten „Unfallbetrug“ wird ein Unfall absichtlich herbeigeführt, um eine Versicherungsleistung zu erschleichen.
• Überhöhte Schadensmeldungen: Versicherungsnehmer melden Schäden, die zwar real sind, deren Schadenshöhe jedoch bewusst übertrieben wird, um höhere Zahlungen zu erhalten.
• Mehrfache Schadensmeldungen: Ein und derselbe Schaden wird bei mehreren Versicherungen gleichzeitig gemeldet, um mehrfach entschädigt zu werden.

Mit dem HIS erhalten Versicherungen ein zusätzliches Werkzeug, um diese Praktiken schneller zu erkennen und entsprechend reagieren zu können.

Welche Daten werden im HIS gespeichert?

Die Daten, die im HIS gespeichert werden, beziehen sich in erster Linie auf Schadensfälle und Risikoprofile von Versicherungsnehmern. Das HIS enthält keine allgemeinen Daten zu jedem Versicherten, sondern nur Informationen zu konkreten Fällen, die einer besonderen Überprüfung bedürfen. Zu den typischen Informationen, die ins HIS gemeldet werden können, zählen:

• Personendaten: Name, Geburtsdatum, Anschrift
• Fahrzeugdaten: Marke, Modell, Kennzeichen, Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN)
• Schadensinformationen: Art des Schadens, Schadenshöhe, Umstände des Schadens
• Versicherungsdetails: Art der Versicherung (z. B. KFZ-Versicherung, Hausratversicherung), Vertragsnummer

Versicherer melden Daten an das HIS, wenn sie der Meinung sind, dass ein besonderes Risiko vorliegt oder der Schadensfall ungewöhnlich erscheint. Es handelt sich also nicht um eine Datenbank, in der alle Versicherten erfasst werden, sondern nur diejenigen, bei denen Auffälligkeiten bestehen.

Wie lange werden Daten im HIS gespeichert?

Die im HIS gespeicherten Daten unterliegen strengen gesetzlichen Auflagen, was die Dauer der Speicherung betrifft. Gemeldete Daten werden in der Regel fünf Jahre lang gespeichert, danach werden sie automatisch gelöscht. Eine Verlängerung dieser Speicherfrist ist nur unter bestimmten Umständen möglich, etwa wenn neue Verdachtsmomente auftreten oder ein rechtliches Verfahren anhängig ist.

Es ist auch wichtig zu wissen, dass die Versicherungen verpflichtet sind, die Daten regelmäßig zu prüfen und zu aktualisieren. Wenn sich herausstellt, dass die Daten zu Unrecht gemeldet wurden, müssen diese sofort gelöscht oder korrigiert werden.

Welche Versicherungsbereiche sind vom HIS betroffen?

Das HIS deckt mehrere Versicherungsbereiche ab, die besonders anfällig für Betrug oder risikobehaftete Schadensmeldungen sind. Dazu gehören unter anderem:

1. KFZ-Versicherungen

Im Bereich der KFZ-Versicherungen ist das HIS besonders häufig im Einsatz. Hier werden nicht nur Unfälle und Schadensmeldungen erfasst, sondern auch Auffälligkeiten bei der Anmeldung von Fahrzeugen oder bei der Nutzung von Versicherungsleistungen. Ein Beispiel für eine Meldung an das HIS wäre ein Versicherungsnehmer, der innerhalb kurzer Zeit mehrere Schäden meldet oder auffällig häufig die Versicherung wechselt.

2. Lebensversicherungen

Auch bei Lebensversicherungen kann das HIS zum Einsatz kommen, besonders wenn es um auffällige Vertragsabschlüsse oder Leistungsanträge geht. Ein typischer Fall wäre eine sehr hohe Versicherungssumme, die kurz nach Vertragsabschluss beansprucht wird.

3. Sachversicherungen

Bei Sachversicherungen, wie etwa Hausrat- oder Wohngebäudeversicherungen, werden häufig Schäden durch Einbruch, Feuer oder Wasser gemeldet. Wenn es hier zu ungewöhnlich hohen Schadenssummen oder häufigen Schadensfällen kommt, kann eine Meldung ins HIS erfolgen.

4. Unfallversicherungen

Auch bei Unfallversicherungen ist das HIS im Einsatz. Typische Auffälligkeiten wären hier ungewöhnliche Schadensmeldungen oder mehrfach gemeldete Unfälle, die auf eine betrügerische Handlung hinweisen könnten.

Was bedeutet das HIS für Versicherungsnehmer?

Für Versicherungsnehmer kann das HIS durchaus Auswirkungen haben. Wenn ein Eintrag im HIS vorliegt, kann dies dazu führen, dass zukünftige Versicherungen eine genauere Prüfung vornehmen oder höhere Prämien verlangen. Es ist wichtig zu betonen, dass ein Eintrag im HIS nicht automatisch bedeutet, dass der Versicherungsnehmer betrügerisch gehandelt hat. Vielmehr weist der Eintrag lediglich darauf hin, dass es in der Vergangenheit Auffälligkeiten gab, die einer genaueren Überprüfung bedürfen.

1. Eintrag prüfen und anfechten

Als Versicherungsnehmer haben Sie das Recht, eine Selbstauskunft beim HIS zu beantragen. Sie können auf diese Weise einsehen, ob und welche Daten über Sie gespeichert sind. Sollte ein Eintrag vorliegen, der aus Ihrer Sicht nicht gerechtfertigt ist, können Sie diesen anfechten. In diesem Fall müssen Sie sich an den jeweiligen Versicherer wenden, der die Meldung vorgenommen hat, und eine Korrektur oder Löschung der Daten verlangen.

2. Auswirkungen auf neue Versicherungsverträge

Ein Eintrag im HIS kann dazu führen, dass neue Versicherungen Ihre Anträge genauer prüfen oder zusätzliche Nachweise verlangen. In extremen Fällen kann es auch vorkommen, dass eine Versicherung einen Antrag ablehnt, wenn der Verdacht auf Versicherungsbetrug besteht. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass ein Eintrag nicht automatisch zur Ablehnung führt. Versicherer betrachten in der Regel das gesamte Risikoprofil eines Kunden und ziehen den Eintrag nur als einen von vielen Faktoren heran.

Wie können Versicherungsnehmer sich schützen?

Es gibt einige Möglichkeiten, wie Versicherungsnehmer verhindern können, dass sie zu Unrecht ins HIS eingetragen werden oder dass solche Einträge ihnen zum Nachteil gereichen:

• Transparente Kommunikation: Stellen Sie sicher, dass Sie bei der Schadensmeldung oder beim Versicherungsabschluss stets alle relevanten Informationen korrekt und vollständig angeben. Unklarheiten oder fehlende Angaben können dazu führen, dass der Versicherer einen Verdacht hegt und eine Meldung an das HIS vornimmt.

• Nachweisführung: Bewahren Sie Belege und Dokumente zu Schadensfällen gut auf. Wenn Sie detaillierte Nachweise über den Schaden und dessen Ursache erbringen können, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass der Versicherer eine Meldung ans HIS vornimmt.

• Regelmäßige Selbstauskunft: Fordern Sie regelmäßig eine Selbstauskunft beim HIS an, um zu prüfen, ob Einträge über Sie vorhanden sind. So können Sie sicherstellen, dass keine falschen oder veralteten Informationen gespeichert sind.

Kritik und Datenschutz beim HIS

Das HIS ist zwar ein wichtiges Instrument im Kampf gegen Versicherungsbetrug, steht aber auch immer wieder in der Kritik, insbesondere in Bezug auf den Datenschutz. Kritiker bemängeln, dass Versicherungsnehmer oft nicht darüber informiert werden, dass ihre Daten im HIS gespeichert sind, und dass Einträge zu schnell und ohne ausreichende Beweise vorgenommen werden.

Auch Datenschützer sehen die umfangreiche Datenspeicherung kritisch. Zwar ist das HIS an strenge Datenschutzrichtlinien gebunden, aber die schiere Menge an sensiblen Daten, die über lange Zeit gespeichert wird, stellt für viele eine Herausforderung dar.

Fazit: Das HIS – Wichtiges Instrument oder Risiko für Versicherungsnehmer?

Das Hinweis- und Informationssystem (HIS) der Versicherer ist ein mächtiges Werkzeug zur Bekämpfung von Versicherungsbetrug. Es ermöglicht es Versicherungen, auffällige Schadensfälle und Risikoprofile frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln. Für Versicherungsnehmer bedeutet dies jedoch, dass ein Eintrag im HIS Auswirkungen auf zukünftige Versicherungsverhältnisse haben kann. Daher ist es wichtig, als Versicherungsnehmer stets transparent zu handeln, alle relevanten Informationen korrekt anzugeben und regelmäßig eine Selbstauskunft anzufordern, um sicherzustellen, dass keine falschen Einträge vorliegen.

Während das HIS für die Versicherungswirtschaft einen großen Nutzen hat, müssen Versicherungsnehmer stets im Blick behalten, wie und warum ihre Daten gespeichert werden. Wer seine Rechte kennt und verantwortungsvoll mit Versicherungsinformationen umgeht, kann das HIS als Werkzeug der Transparenz und des fairen Wettbewerbs nutzen, ohne sich unnötig Sorgen machen zu müssen.